Ein unvergesslicher Tag in Ratchaburi

 

Gut gelaunt fuhren wir im neuen Honda Civic los! Sai und ich hatten meinen Schwager Rangsee zu einem dreitägigen Ausflug in die Provinz Ratchaburi eingeladen. Er freute sich, diesen Civic zu fahren. Auf der gleichen Strecke wie nach Hua Hin, kamen wir trotz starkem Verkehr gut voran. Nach Samut Songkran verliessen wir die Schnellstrasse und fuhren auf kleinen Strässchen durch Kokos- und Bananen-Plantagen nordwestwärts Richtung Ampawa-Floating Market.

 

 

Zeitlich perfekt erreichten wir dann den berühmten Markt Rom Hoop im Dorf Mae Klong, wo wir auch einen Parkplatz in der Nähe fanden. Berühmt ist dieser Markt, weil er beidseitig direkt ans Bahntrassee anstösst und die Besucher unter Sonnendächern zwischen den  Bahnschienen herumgehen. Wenn ein Zug daherkommt, das war genau der Moment, den wir sehen konnten, werden dort die Sonnendächer und Verkaufsstände knapp zurückgezogen, sodass der Zug im Schritttempo zentimeternah vorbeifahren kann. Kaum ist die Bahn vorbei, werden alle Storen, Tische und Körbe wieder an und über die Geleise gezogen. Wahrlich ein eindrückliches Erlebnis!

 

 

Auf der Weiterfahrt nach Ratschaburi fanden wir ein gutes Restaurant, schön an einem Fluss gelegen. Das Essen war vorzüglich, der Fried Rice und der Fisch an einer süss-scharfen Knoblauchsauce absolut herrlich. Wie immer nach einem Mittagessen fühlte sich Rangsee sehr schläfrig, sodass ich dann bis Ratschaburi zum gebuchten S. Swiss Hotel fuhr. Es war für diese Provinzhauptstadt ein sehr gutes Hotel mit schönen grossen Zimmern. Wir sahen nichts Schweizerisches in diesem Haus, keine Schweizerfähnchen, keine Kuhglocken. Auf unsere Frage, ob der Hotelbesitzer ein Schweizer sei, antwortete die Rezeptionistin: „Nein, nein. Der Hotelier ist von hier, war aber von seinem Aufenthalt in der Schweiz so begeistert, dass er diesen Namen wählte.“ Wir planten, hier zwei Nächte zu verbringen. Etwas später setzten wir unsere Tour fort und besichtigten den Kau Ngoo Stone Parc. An diesem späten Nachmittag konnten wir dort auf einem an einem See angelegten Steg  die attraktiven Hügel- und Felsformationen bei idealer Lichteinstrahlung fotografieren. Es war für uns Schweizer nicht wirklich etwas Aussergewöhnliches, doch immerhin recht ansprechend.

 

Dann gab’s den Crash

 

Wir fuhren dann weiter nordwärts, um Fledermäuse zu beobachten, die abends zu tausenden aus einer grossen Höhle des Kalksteingebirges in die Dämmerung hinausfliegen. Sai freute sich sehr auf dieses Naturspektakel. Rangsee fuhr mit 90 km/h auf der nur mässig befahrenen Hauptstrasse durch die friedliche Landschaft. Dann kam die Schreckenssekunde: Vor uns bog ein schwarzes Auto nach links in ein Tempelsträsschen ein, verdeckte dadurch die Sicht auf den dort warteten silbrigen Chevrolet, sodass der Fahrer, ohne uns zu sehen, langsam geradeaus in die Hauptstrasse fuhr, direkt vor unser Auto! Rangsee trat voll auf die Bremse, doch es kam zum wuchtigen Zusammenstoss, mit lautem Knall krachten wir zusammen und blieben stehen. Unser neuer Honda Civic prallte mit der linken Frontseite direkt in den Türpfosten auf der Fahrerseite des Chevrolets hinein. Der Unfallverursacher hatte ein unglaubliches Glück, einen guten Schutzengel oder gutes Karma – er hätte tot sein können. Ich als Beifahrer war der einzige Verletzte! Ich sagte nach dem Knall mit leiser Stimme: „Etwas ist nicht gut, gar nicht gut.“ Ich hatte ein Schleudertrauma, konnte meinen Kopf nicht mehr nach vorne beugen und hatte bei leisester Bewegung heftige Schmerzen, wahrscheinlich stand ich auch etwas unter Schock. Bei hilfsbereiten Leuten an dieser Kreuzung konnte ich mich auf einen Stuhl setzen und abwarten, bis die Polizei und ein Versicherungsmann kamen und den Unfall untersuchten. Der Fahrer des Chevrolets nahm die Schuld für den Unfall voll auf sich. Er und Rangsee mussten dann zu weiteren Abklärungen auf den Polizeiposten gehen. Für mich war klar, dass ich mit Sai in ein Spital fahren musste, ich dachte auch, dass ich dort und nicht im Hotel die Nacht verbringen werde. –

 

 

In Thailand gibt es in jedem Dorf eine Notfallorganisation, jemand ist bei Unfällen mit Verletzten verantwortlich, den freiwilligen Rettungsdienst zu rufen, der den Transport der Verletzten übernimmt. So konnten wir denn mit einem jungen Fahrer in seinem getunten Pickup ins Bangkok Hospital in Ratchaburi fahren. Welch ein Glück, dass es dieses sehr gute Privatspital auch in dieser Stadt gibt! Ein junger sympathischer Arzt, der sehr gut Englisch sprach, untersuchte mich und schickte mich dann zum Röntgen. Per Rollstuhl wurde ich in den Röntgenraum gestossen, wo eine effiziente, sehr hübsche Spezialistin die Röntgenaufnahmen durchführte. Der junge Arzt studierte dann die Bilder und konnte beruhigen, dass keine Frakturen an den Halswirbeln festzustellen sind, nur einige frühere Altersabnützungen. Es ist ein Schleudertrauma: der heftige Vor- und Rückstoss hatte die Muskeln gezerrt. Mit Schmerzmitteln und einem Halskragen sollten diese Schmerzen und Bewegungseinschränkungen in Tagen oder Wochen wieder vergehen. Nur in seltenen Fällen könnte es Jahre dauern. Ich soll in einer Woche mich erneut untersuchen lassen. Viel Glück im Unglück also, wir alle leben noch! Nach fünf Tagen ging es mir schon wieder etwas besser.