Erfüllter Traum eines Tüftlers

 

Für sich allein hat Erich Lanz, ehemaliger Stationsmechaniker, einen funktionsfähigen B737-Simulator gebaut. Wissen und Können, viel Ausdauer, Geld und eine enorme Begeisterung fürs Fliegen war da gefragt. 

 

 

 

Ein Jahr nach seiner Pensionierung begann Eric Lanz 2004 in der Garage seines Hauses in England mit dem Bau eines B-737-Simulators. Zuerst konzipierte er diesen als Einsitzer, später als 2-Mann-Cockpit im Massstab 1:1. Die Grundkonstruktion ist aus Holz mit Originalteilen und Instrumenten, die er weltweit auf dem grossen Ersatzteil-Markt beschaffte. Der talentierte Tüftler zählte die Stunden nicht, die er brauchte, bis der Simulator, allerdings ohne pneumatische Bewegungen, einwandfrei funktionierte. Seit seinem Erstflug 2016 hat er nun mehr als 250 Flugstunden auf diesem Gerät absolviert. Fliegen lernte er vor Jahren in Hongkong, wo er die Privatpilotenlizenz erwarb. Ein pensionierter Captain unterrichtete ihn im Instrumentenflug (IFR), sodass er nun in seinem Simulator einen SR100-Flug von ZRH nach JFK durchführen konnte. Eine Boeing B737 im Simulator zu pilotieren, ist denn auch seine grösste Leidenschaft geworden. Er will dies nicht kommerziell nutzen, es genügt ihm, wenn er sich und seinen Freunden damit eine grosse Freude machen kann.

 

Big Show in Amerika

 

Eric Lanz wäre gerne Grafiker geworden, denn seine Lieblingsfächer in der Schule waren Zeichnen und Malen. Nach einem Jahr an der Kunstgewerbeschule in Basel verlangte aber sein Vater, dass er eine Feinmechaniker-Lehre absolviere. Diese schloss er mit Bravour ab und erhielt eine erste Anstellung bei einer Basler-Firma, die ihn in die USA führte. Sein Patron veranstaltete dort Shows mit seinem 2.20 Meter hohen Mensch-Roboter „Sabor“. Dieser konnte gehen, tanzen und Arme und Mund bewegen. Hinter dem Bühnenvorhang machte der sprachbegabte Eric all dies per Fernbedienung möglich, gab dem Roboter seine Stimme, indem er alle Fragen des Meisters für „Sabor“ über Lautsprecher beantwortete. Die Amerikaner waren begeistert! Heute, im Zeitalter der „Künstlichen Intelligenz“, steht dieser Ur-Roboter im Museum des Elektrizitätswerks Münchenstein.

 

Die goldenen Swissair-Jahre

 

Der Flughafen New York mit seinen damals modernen Kolben-Flugzeugen begeisterte den jungen Basler sehr, weshalb er sich bei der Swissair um eine Stelle bewarb und 1961 prompt als Mechaniker angestellt wurde. Dank seinen guten Sprachkenntnissen konnte er bereits ein Jahr später in London seine Karriere als Stationsmechaniker beginnen. Dort lernte er die Engländerin Georgina, seine spätere Ehefrau kennen. Mit ihr und den Kindern schlug er dann immer wieder neue Wurzeln, so in Rom, Athen, Hongkong, Manchester, Montreal, Barcelona und Paris. Die Familie war jeweils gut untergebracht, war Teil der Swissair-Familie an Ort, und die Kinder konnten internationale, englische Schulen besuchen. Die Arbeit an den Flughäfen befriedigte Eric Lanz sehr, sie brachte ihm nebst etlichen Herausforderungen auch viele Erfolgserlebnisse. Er war als Stationsmechaniker für alle Flugzeuge, von DC-3 bis MD-11, lizenziert. Schmunzelnd erzählt er eine lustige Episode: „Einst musste ich während eines DC-8-Nightstops in Karthum einen Standlauf mit dem defekten 2. Triebwerk durchführen. Ich gab zünftig Gas und merkte nicht, dass dadurch ein zum Glück unbesetztes Wachthäuschen dahinter fortgefegt wurde. Ein Disziplinarverfahren gab es deswegen nicht.“ Lanz ist seinen Vorgesetzten und seinen Kollegen unendlich dankbar für diese wunderbare Swissair-Zeit. Stolz ist er auch, dass sein Sohn auch Flugzeugmechaniker geworden ist.

 

Noch andere Hobbys

 

 

Der 78jährige verbringt heute mit seiner Frau die Wintermonate auf den Kanarischen Inseln in der Nähe von Teneriffa und das Sommerhalbjahr in Cheshire bei Manchester. – Beim Motorenklang seiner Oldtimer-Porsches 356 und 911 schlägt sein Tüftler-Herz immer etwas höher, auch an den Auto-Shows in England! – Damals in den 70ern Jahren war Lanz in Griechenland ein produktiver Hobby-Kunstmaler, es entstanden Ölbilder mit Landschaften, Porträts oder Schiffen. Seine Frau organisierte Ausstellungen und war sehr erfolgreich im Verkaufen. Der ehemalige Kunstgewerbeschüler steht nun vermehrt wieder mit dem Pinsel vor der Staffelei und hofft, noch bis ins hohe Alter kreativ zu bleiben. 

 

April 2019